Eine weitere Besonderheit neben der ausschließlichen Nasenatmung der Pferde ist der Aufbau der Nüstern. Diese bestehen ausschließlich aus Weichteilgewebe, welches sich bei angestrengter Atmung zusammenzieht und das Nasenloch verengt. Dadurch kann weniger Luft eingesogen werden. Während des Trainings kann allein das Überwinden des Atemwiderstands der Nüstern zehn bis 15 Prozent der Herzleistung beanspruchen. Ebenfalls ein wichtiger Faktor bei der Atmung ist das Zwerchfell. Dieses spannt sich zwischen Brust- und Bauchhöhle, es trennt die Atmungsorgane von den übrigen Organen und spannt und entspannt sich je nach Atmung. Beim aufrechtgehenden Menschen ist es nach oben gewölbt und spielt eine entscheidende Rolle bei der Bauchatmung. Wird in den Bauch geatmet, spannt sich das Zwerchfell und die Wölbung wird flacher, wodurch dich der Brustraum und die Lungenflügel ausdehnen können. Bei Vierbeinern muss das Zwerchfell die Eingeweide nach hinten statt nach unten verschieben, um mehr Platz im Brustraum freizugeben. In der Bewegung werden die Innereien durch die Einwirkung der Schwerkraft in der Stützbeinphase wieder nach unten-vorne geschoben. Die Gedärme des Pferdes wiegen etwa 250 Kilogramm, dagegen kann das Zwerchfell nicht anatmen. Aus diesem Grund ist der Atemrhythmus im Galopp vorgegeben, ausatmen in der Stützbeinphase und einatmen in der Schwebephase. Während der Schwebephase richtet sich das Pferd vorne leicht auf, wodurch die Verdrängung der Innereien nach hinten erleichtert wird. Daraus ergibt sich, dass ein aufgerichtetes Pferd, welches zudem weit unterspringt und großen Raumgriff in der Galoppade zeigt, umso tiefer einatmen kann. Im Trab lässt sich die Atmung nicht ganz so präzise auf den Bewegungsablauf anpassen, doch gilt auch hier der Grundsatz: Einatmen in der Schwebephase und Ausatmen in der Stützbeinphase. Im Schritt zeigt sich die Atmung ähnlich wie in Ruhephasen. Diese synchronisierte Atmung des Pferdes in der Bewegung ist nur möglich, wenn das Pferd korrekt geritten und losgelassen ist. Das freie und rhythmische Atmen unterm Reiter ist auch hörbar.
Fehler unterm Sattel
Bei einer korrekten Reitweise mit synchronisierter Atmung kippt das Pferd das Becken nach hinten ab und der Brustkorb hebt sich an. Dabei spannt sich das Zwerchfell vom Brustbein zur Lendenwirbelsäule. Dreht das Becken jedoch zurück, ohne dass sich der Brustkorb hebt oder hält der Reiter den Pferdekopf eng an der Brust, wird verhindert, dass sich das Pferd nach vorne strecken kann. Dadurch wird die Spannung des Zwerchfells so groß, dass es für das Pferd unmöglich ist, vollständig durchzuatmen. Genauso schlecht ist es, wenn das Pferd den Kopf sehr hochträgt und dabei den Rücken wegdrückt. Damit verliert das Pferd die Spannung im Zwerchfell und die Bauchmuskulatur muss die Atmung unterstützen. Ist dies regelmäßig der Fall, verändert sich die Bauchmuskulatur des Pferdes deutlich sichtbar. In beiden Fällen bekommt das Tier auf Dauer Probleme mit der Atmung bei größerer Anstrengung. Fehler in Dressurlektionen und am Hindernis sind die Folge. Denn das Pferd kann nur eine bestimmte Zeit lang die Luft anhalten und wenn diese dann knapp wird, sind Hektik und Fehler die vorprogrammiert.